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Die Basis eines jeden Teleskops ist die Montierung. Hierbei wird zwischen der "azimutalen" und "parallaktischen" Montierung unterschieden. Während der erstere (simplere) Typ lediglich die Bewegung des Teleskopes in Azimut und Höhe erlaubt (links/rechts + auf und ab) ist beim zweiteren Typ eine Achse parallel zur Erdachse ausgerichtet und erlaubt dadurch, über den Antrieb nur einer Achse, die scheinbare Bewegung der Gestirne auszugleichen.
So, wie viele angehende Amateurastronem, musste auch ich die Erfahrung machen, dass die Montierung eigentlich im wahrsten Sinne der Dreh und Angelpunkt der beobachtenden und fotografierenden Astronomie ist - und somit nicht stabil und leider somit "teuer" genug sein kann - im Rahmen der Ansprüche natürlich... 


CNC400 von Astro-Physics



Der äußere UND innere Eindruck ist absolut perfekt: Sauber gefräste Baugruppen aus Aluminium, Edelstahlschrauben in absolut glatt geschnittenen Gewinden, alles justierbar und doch mit wenigen Handgriffen komplett zerlegbar - ein Stück für die Wohnzimmervitrine. Was vermisst wird, sind manuelle Feintriebe, die gibt es leider nicht. Dafür ist aber alles gekapselt und somit vor äußeren Einflüssen gut geschützt, was der Transportlabilität zugute kommt. Gewichtsmäßig entspricht die CNC400 der GP-DX von Vixen, allerdings durch größere Achsen und Zahnräder ist eine höhere Zuladung möglich. Die feinere Verzahnung (hier 192 Zähne, die GP-DX hat 144) sollte auch eine höhere Genauigkeit ergeben. Lt. AstroPhysics wird die Tragfähigkeit mit 8,5kg angegeben, diese Angabe ist aber sehr konservativ zu betrachten: ich habe selber mit einer Zuladung von ca. 10kg erfolgreich fotografiert. 
Mittlerweile habe ich die Montierung nach kompletter Zerlegung neu gefettet und die Achslager mit sehr viel Gefühl und mittlerweile viel gesammelter Erfahrung neu eingestellt -> einfach "geschmeidig" nun...
Ein Nachteil sollte nicht verschwiegen werden: die Motorisierung besteht aus einfachen und langsamen Steppermotoren (max. 20x sid.) mit einem etwas sehr spielhaltigem Vorgetriebe. Aber Dank der SinusII-Steuerung ist das Spiel der Vorgetriebe kompensierbar. Die begrenzte Geschwindigkeit allerdings erlauben keinen sinnvollen GOTO-Betrieb - da muss man sich an die manuellen und sehr brauchbaren Teilkreise der Montierung halten! 
Noch ein paar Anmerkung zur dazugehörigen Steuerung - die SimusII: bie ihr handelt es sich um komplett frei programmierbare Schrittmotorensteuerung, wodurch auch die Adaption an nahezu beliebige Montierungen (oder sonstige Anwendungen) mit Schrittmotoren möglich ist. Desweiteren existiert eine serielle Schnittstelle, wodurch auch eigene Softwareprojekte in Sachen Steuerung/Datenvisualisierung realisiert werden können. Mittlerweile (Stand 10/2010) existiert auch ein ASCOM-Treiber, welcher PC-unterstütztes (langsames) GOTO mit geeigneter Planetariumssoftware zu lässt! 
Trotz dass nun mittlerweile der Nachfolger der CNC400 bei mir eine Heimat gefunden hat, werde ich wohl die CNC400 nicht veräussern, sie ist einfach zu gut... :o)




Mach1GTO von Astro-Physics




Seit Herbst 2010 nenne ich dieses mechanische und elektronische Meisterwerk mein Eigen.
Die Mach1GTO stellt den Nachfolger der nicht mehr produzierten Montierungen 400GTO und 600E (identisch mit Zeiss ParamountII) von AstroPhysics dar.
Mit ihren gerade mal knapp 13kg Gewicht bietet sie eine sichere fotografische Tragfähigkeit von 20kg! Und dabei handelt es sich um eine sehr konservative Angabe seitens AstroPhysics (siehe CNC400 und die angegeben 8,5kg).
Der periodische Schneckenfehler ohne elektronische Korrektur wird seitens AP mit maximal +-3,5" angegeben, bei aktiviertem PPEC (PermanentPeriodicErrorControl) auch deutlich geringer!
Zum einfacheren Transport lässt sich der R.A.-Block und der DEC-Block mit vier Schrauben einfach trennen, womit das gute Stück sogar flugreisetauglich wird. Die Gegengewichtsstange lässt sich in der hohlen Deklinationsachse einschrauben.
Die Elektronik ist in zwei Einheiten untergebracht: die Motorsteuerungseinheit und das Gummi armierte Handpanel, welches die Bedienelemente und die "Planetariumssoftware" zur Berechnung der Objektpositionen enthält. Dadurch ist es möglich, bei Nutzung eines PC's (ASCOM-Treiber vorhanden) zur Montierungssteuerung und/oder Objekt-Positionierung auf das Handpanel komplett zu verzichten -> Kabelsalat reduzieren...
Eine weitere Möglichkeit den Kabelsalat zu reduzieren bietet die Montierung: es ist möglich, alle relevanten Kabel für Motoren, Autoguider und Kameraanschlüsse durch die Hohlachsen zu verlegen und erst direkt an der Prismenklemme nach aussen zu führen.
Nachteile hat die GTO Mach1 natürlich auch: DER PREIS, fehlender Polsucher (optional ca. 350Euro), fehlende Gegengewichte, fehlende Prismenklemme -> Dinge, welche den sehr hohen Preis nochmals deutlich wachsen lassen :o(
Positiv ist allerdings: der Stativadapter und das Stativ kann ich von meiner CNC400 übernehmen, ebenso die Gegengewichte. Ausserdem bietet der Gegengewichtsstangendurchmesser von ca. 29mm die Möglichkeit, ganz normale Hantelscheiben (z.B. Kettler) als Gegengewichte zu missbrauchen...

Ein paar Worte noch zum Polsucher: auch wenn die Montierungselektronik verschiedene iterative Poljustageverfahren bietet, so habe ich dennoch in den PASIL4-Polsucher investiert.
Auch wenn die Einstellscheibe auf den ersten Blick sehr unübersichtlich erscheint, so ist die Justage der Montierung letztendlich in einer Minute erledigt - mit einer Genauigkeit, welche problemlos Einzelbelichtungen >60" bei ca. 700mm Brennweite ermöglicht.
Zumal der PASIL4 eine Besonderheit aufweist: er ist in sich rotierbar, was bedeutet, dass man nicht mehr, wie sonst üblich, die R.A.-Achse mit eingeschraubtem Polsucher drehen muss (ist bei der Mach1 sowieso feststehend). Das ermöglicht die problemlose  Montierungsjustage auch mit komplett montiertem Teleskop.

Mittlerweile existieren auch Erfahrungen bei, für unsere Breiten, "Extremeinsätze" - eine Nacht bei -13°C.: Montierung aufbauen, per Polsucher ausrichten, "EinSternAligment" und schon gehts los. Trotz dicker Reifschicht auf der ganzen Montierung war das Goto-Schwenken mit 600xSid nicht lauter als bei Raumtemperatur, die Positioniergenauigkeit sehr gut und auch das Display des Handpanels super ablesbar - nicht zu vergleichen mit den LCD-Varianten diverser anderer Montierungen! Ich bin immer noch einfach nur begeistert.
Allerdings gibt es auch etwas zu bemängeln: die insgesamt 6 Klemmschrauben der beiden Achsen lassen sicht mit Handschuhen und klammen Fingern fast überhaupt nicht bedienen - einfach zu klein und zu "ungriffig"...