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Aufgrund der Tatsache, dass sich das Himmelsgewölbe ja scheinbar über uns hinweg bewegt, ist es notwendig diese Rotation durch eine Gegenbewegung mithilfe der motorisch betreibenen Montierung auszugleichen. Das erfordert einerseits, dass die rotierende Achse möglichst genau parallel zu der Erdachse aufgestellt wird (Nordrichtung und geographische Breite) und, dass die Rotationsgeschwindigkeit identisch mit der der Erde ist (360° in 23h56min = Sternentag). Wenn man sich bewusst macht, dass man im Bereich der Genauigkeit von wenigen Bogensekunden (=1/3600 von 1°) über längere Zeiträume genau nachführen muss, erkennt man die hohen Ansprüche an die mechanische Qualität  einer fotografisch nutzbaren Montierung!
Zusätzlich wird IMMER eine optische Überwachung der Nachführung notwendig sein. Dies geschieht entweder über ein zweites, paralleles Teleskop, oder über einen sogenannten Offaxisguider, bei welchem mithilfe eines kleinen Spiegels ein Stück des Bildes zu Kontrolle ausgespiegelt wird.
Die eigentliche Kontrolle wurde früher mit Hilfe eines Fadenkreuzokulares realisiert. An deren Stelle sind heutzutage die sogenannten Autoguider getreten:  kleine empfindliche CCD-Kameras welche die Drift des Guidingsternes (Kontrollsternes) überwachen und entsprechende Korrektursignale an die Montierungssteuerung senden.

Die Wahl der fotografisch genutzten Montierung ist oft eine Entscheidung für viele Jahre. Die Optiken und Kameras kommen und gehen oft, die Montierung bleibt meist. Dies sollte man sich vor Augen halten, wenn man in die Astrofotografie einsteigen möchte. Grob über den Daumen gepeilt kann man sagen, eine passende Montierung kostet etwa doppelt soviel wie die Fotooptik und jene ist die falscheste Stelle, an der man sparen sollte!
Ein paar Dinge muss man vor dem Kauf mit sich selber klären, um später nicht frustriert alles an den Nagel hängen zu wollen:

            -    was möchte ich maximal ausgeben
            -    wie gross/schwer wird meine gewünschte Fotooptik  (inkl. Guidingoptik und Kameras!))
            -    welche Brennweiten werde ich nutzen / notwendige Nachführgenauigkeit
            -    wird die Montierung fest aufgestellt?
            -    oder muss ich auf ein mobiles und "EinMann" - Konzept für den Feldeinsatz setzen?
            -    wie viel Schweiss bin ich bereit zu investieren in evtl. notwendige Modifikationen/Verbesserungen?
            -    benötige ich eine GOTO-Steuerung?
            -    welche Objekte werden meine Ziele sein?
            -    welches Montierungkonzept? (parallaktisch, Gabel mit Polwiege oder azimutal mit Derotator)

Erst wenn man diese Fragen mit sich selber klären konnte, ist die Zeit gekommen, um sich Gedanken betreffs des Erwerbs machen zu können. Und man wird besonders als Anfänger feststellen, dass die ursprünglichen Wünsche und Vorstellungen meist unrealistisch waren :( ...




Das Budget - sollte für die Montierung ausreichend sein. Lieber die Fotooptik eine Nummer kleiner wählen und somit dort sparen. Die Preise für kleinere sinnvole Montierungen liegen so ab etwa 500Euro, meist mit nur einer einfachen Steuerung. In der Amateurastronomie etablierte Montierungen im preiswerten Sektor sind die Skywatcher HEQ5 (bis ca.9kg) und die EQ6 (bis ca.14kg) und deren Ausstattungsvarianten. Wobei man darauf achten sollte, dass ein Autoguidereingang (=ST4-Buchse) an der Steuerung verfügbar ist!  Kleinere und somit deutlich preiswertere/billigere Montierungen aus dem Hause Skywatcher sind meistens ungeeignet aufgrund mangelhafter mechanischer Qualität, oder weil die mitgelieferten Steuerung für die Fotografie nicht geeignet sind.
Nach oben hin ist die Preisgrenze offen. Astrophysics, ASA, Losmandy, Sideres, Takahashi, Vixen und weitere bieten für entsprechend gut gefüllte Geldbeutel qualitativ hochwertige Montierungen in verschieden Grössen an.
Man kann pauschal sagen, je teurer eine Montierung ist, und je weniger angegebene Tragkraft im Verhältnis zum Preis, um so besser ist sie geeignet.



Die Tragkraft - Da heisst es "Argusauge sei wachsam"! Die in den bunten Prospekten/Händlerseiten angegebene Tragkraft, besonders bei Herstellern preiswerter Montierungen, ist zu 90% übertrieben und auch nur für visuelle Nutzung des Teleskopes angegeben. Die fotografisch maximal sinnvolle Zuladung liegt meist in etwa bei der Hälfte bis zwei Drittel des beworbenen Wertes!
Hier spielen sehr viele Einflussgrössen eine Rolle: einerseits das wirkiche Gewicht der Optik INKLUSIVE des Leitrohres, der Kamera(s), evtl. Filterräder, Sucher etc. Dann die körperliche Länge des Teleskopes - ein 7kg schwerer 8"/f4-Newton hat einen kurzen wirksamen Hebel und wird auch von kleineren Montierungen (HEQ5) noch ausreichend getragen. Ein 7kg schwerer 4"/f15-Refraktor überfordert mit seinen 1,5m Länge die HEQ5 fotografisch betrachtet schon deutlich! 



Die Brennweite - ist, neben der Pixelgrösse/Filmkorngrösse, verantwortlich für den Abbildungsmassstab bzw. die Auflösung auf dem Aufnahmemedium. Je grösser die Brennweite, um so grösser werden die Objekte abgebildet. Schon diese Aussage erklärt, warum man oft mit nur einem Fototeleskop nicht auskommt. Mal möchte man grosse Himmelsfelder ablicheten -> ein kurzbrennweitiger Refraktor bietet sich an. Mal möchte man kleine planetarische Nebel ablichten -> ein langbrennweiteiges Ritchey Chrétien oder ein Cassegrain-Derivat bietet sich an.
Das Problem ist, je grösser die Brennweite, umso genauer muss die Präzision der Nachführung sein! Da langt es nicht, dass sich die Achse der Montierung in 23h56min einmal um 360° gedreht hat, da reicht es auch nicht, wenn man die Montierung höchst präzise auf den Himmelpol ausgerichtet hat!
Hier spielt der Pendel- oder Schneckenfehler einer Montierung die grosse Rolle. Da es sich bei den meisten Montierungen (Direktantrieb ausgenommen) um einen mechanischen Antrieb mit Motor->Vorgetriebe->Schneckengetriebe handelt, existieren somit IMMER mechanisch bedingte aperiodische und periodische (das ist der Schneckenfehler) Gleichlauffehler im Bereich von wenigen Bogensekunden (=teure Montierung) bis hin zu Bogenminuten (billiges Modell). Diese Gleichlauffehler sollen möglichst klein sein UND möglichst langsam auftreten. Nur so ist eine gute Korrektur dieser Fehler  durch den Autoguider oder den Menschen am Fadenkreuzokular möglich, sonst ist das Ergebnis: "Eiersterne" :(
Und je grösser nun die Aufnahmebrennweite und je feinauflösender das Aufnahmemedium, desto grösser ist zwar das fotografierte Objekt aber auch die mit abgelichteten Nachführfehler!



Die feste Aufstellung - Da ist natürlich eine feste Montage in einer Schutzhütte mit Klappdach der optimale Zustand! Aber dies ist oft nicht zu realisieren, so dass man oft Kompromisse eingehen muss. Aber auch die Festaufstellung auf einer freien Säule ist realisierbar. Es ist nur darauf zu achten, dass es möglichst dunkel (auch Streiflicht vorbeifahrender PKW's machen die Astrofotografie unmöglich) und windgeschützt ist. Desweiteren ist bei einer dauerhaften freien Aufstellung das Augenmerk auf den Witterungsschutz und die Vandalismussicherheit zu legen.
Der grosse Vorteil einer festen Aufstellung ist einerseits, man spart Transportgewicht und Zeit und andererseits ist eine sehr sorgfältige einmalige Justage der Polachse sinnvoll und möglich.  
Ein wichtiger Punkt bei einer festen Aufstellung ist die Konstruktion der Säule. Bei deren Bau gibt es wichtige Dinge zu beachten, wie Durchmesser, Füllung, Fundamenttiefe, Kabeldurchführungen etc. Das Internet ist hierbei eine gute Fundgrube für ausführliche Infos dazu.



Die mobile Montierung - hat einen riesen Vorteil: es sind optimale Standorte zu erreichen. Hat viele grosse Nachteile: Transport, Zeit, Gewicht, Poljustage...
Wenn man in die Astrofotografie einsteigen möchte unter der Prämisse, mobil sein zu müssen gilt es etliche Dinge zu beachten:
Die Montierung muss von ihrer Beschaffenheit handlich sein. Nichts stört den Transport, wie abstehende und filigrane Teile, die fehlende Möglichkeit ordentlich zugreifen und auch abstellen/legen zu können. Ausserdem ist das Gewicht entscheidend. Der Transport einer 20kg schweren und schwer fassbaren Montierung über schon wenige Meter kann frustrierend und extrem anstrengend sein. Das Ende vom Lied ist oft, dass man immer seltener dem Hobby nachgeht, bishin zur Aufgabe des selbigen.
Ein weiterer Punkt ist, dass die Montierung über die Möglichkeit einer schnellen und ausreichend genauen Poljustage verfügt. Das kann einerseits der sogenannte, in die Montierung integrierte Polsucher sein, oder aber auch softwarebasierte Justageroutinen in der Montierungssteuerung.
Nicht zu vergessen ist auch der solide Unterbau der Montierung: das Stativ. Hier wird bei den preiswerteren Montierungen oft gespart und zu schwache Stative werden mitgeliefert. Zu empfehlen sind Hartholzstative, wie sie z.B. von Berlebach oder Baader angeboten werden. Aber auch die Schwerlaststative von Losmandy oder Astrophysics sind sehr gut. Achso, und teuer sind diese Stative auch - aber was ist Das nicht bei diesem Hobby??
Und ein Hinweis zu letzt: bitte immer daran denken, es muss letztendlich auch alles in das Transportgefährt passen! Und das nicht nur bei Tageslicht, auch im Dunkeln, beim Abbau muss man übermüdet und durchfroren alles wieder problemlos und SICHER verstauen können...



notwendige Verbesserungen - Besonders bei preiswerten Montierungen sind oft ergänzende Verbesserungen notwendig. Hier sei exemplarisch  die EQ6 von Skywatcher genannt.
Einerseits hat jene deutliche Schwächen bei der mechanischen Ausführung der Polhöheneinstellung. Hier bieten diverse Händler ein Austauschsatz für die viel zu weichen Justageschrauben an. Aber selbst damit ist die Lösung noch nicht optimal. Weitere Umbaumöglichkeiten findet man im Internet, Stichworte: EQ6, Polhöhenblock
Aber auch die Getriebe- und Lagerqualität ist eher suboptimal. Auch dafür werden Umrüst-Kits angeboten. Besonders der Händler V.T.S.B. hat sich in Deutschland darauf spezialisiert. Jener bietet auch einen Umbauservice an, für den jenigen, welche sich nicht getraut, die Montierung zu zerlegen.
Aber auch teurere Montierungen bieten Optimierungspotential. Ob es die Adaption einer anderen/besseren Steuerung ist, oder gar die Umrüstung auf neue Motoren, Getriebe und Schnecken. Hier sei vorallendingen die G11 von Losmandy genannt, welche mit iherer antiquierten hauseigenen einfachen Steuerung den heutigen Ansprüchen oft nicht gerecht wird.
Aber auch alte Montierungen, welche zwar mechanisch top sind, aber Antreibstechnisch überholt sind, lassen sich mit entsprechendere Ausdauer und Fertigkeit/Beziehungen auf  aktuellen Stand bringen. Diverse Umrüstkits werden oft angeboten. Eine Suchmaschine und ein gutes Internetforum helfen da weiter...



GOTO ja/nein - ein Thema, wo sich die Geister scheiden. Einerseits ist eine GOTO-Steuerung für die Astrofotografie unnütz. Bei den langen Belichtungszeiten ist man sowieso die ganze Nacht bei einem, maximal zwei Objekten. Wilde Umherfahrten wie beim visuellen Beobachten kommen im Normalfall nicht vor. Andererseits ist es mehr als hilfreich, wenn man bei der Suche nach seinem winzigem und dunklem Zielobjekt nicht unnütz viel der raren Zeit verbringt. Besonders bei langen Brennweiten und kleinen Aufnahmechips kann das oft im Frust enden.
Fazit für mich ist: ich habe jahrelang ohne Goto gearbeitet, zwar viel Zeit mit der Objektsuche verbracht, aber so auch den nächtlichen Himmel besser kennen gelernt. Und Montierungen älteren Datums boten/bieten auch noch sauber gravierte und genaue Teilkreise, womit man sich sicher, wenn man  einmal deren Bedienung verstanden hat, zu seinen Wunschobjekten vorarbeiten kann.
Heutzutage möchte ich aber das Goto nicht mehr missen. Es ist schon ungemein zeitsparend und bequem, wenn einem die Steuerung diese Arbeit abnimmt. Einen weiteren grossen Vorteil hat die Goto-Steuerung: wenn man, aus welchem Grund auch immer (nachfokussieren an hellen Sternen, Meridianflip), während der Belichtungsserie sein Zielobjekt mal verlassen muss, die Steuerung führt einen sicher wieder an die selbe Stelle zurück.



Zielobjekte - Dieser Punkt wurde bereits beim Thema Brennweite angesprochen. Je grösser die Brennweite, umso kleiner ist der abgebildete Himmelsausschnitt -> umso grösser wird das Zielobjekt abgebildet. Das bedeutet im Umkehrschluss, das man für weitläufige Nebelgebiete, grosse Galaxien oder offene Sternhaufen auf Optiken mit kurzer Brennweite setzt. Kleine Galaxien, Kugelsternhaufen und planetarische Nebel hingegen entfalten ihre ganze Pracht erst bei entsprechender Brennweite. Als kurzes Beispiel: der Ringnebel wird selbst bei über 2m Aufnahmebrennweite mit einer normalen DSLR als Kamera nur als recht kleiner, aber bereits strukturierter Ring dargestellt. Die Andromedagalaxie hingegen ist bereits bei 0,7m bereits formatfüllend abgebildet.
Aber aufgrund oben angesprochener Zusammenhänge gibt es deutliche Einschränkungen bei der Objektauswahl. Einerseits die Montierungsqualität muss stimmen und andererseits wird der mobile Astrofotograf sich eher auf grössere Objekte/Übersichtsaufnahmen beschränken müssen, aufgrund des meist deutlich kompakteren und leichteren Equipments.



Montierungstyp


deutsche Bauart


Gabelmontierung azimutal
- Ziel jeglichen Montierungstypes ist das Ausgleichen der scheinbaren Bewegung der Gestirne über uns hinweg, verursacht durch die Erdrotation. In der Amateurastrofotografie existieren eigentlich nur zwei Typen: einerseits die parallaktische Montierung deutscher Bauart und andererseits die Gabelmontierung.
Aus Erfahrung und auch aus Berichten in diversen Foren, ist die Montierung deutscher Bauart generell einer Gabelmontierung vorzuziehen, wenn man die Möglichkeit der Wahl hat.
Bei dem Typ deutscher Bauart (=equatorial) ist eine Achse parallel zur Erdachse, wodurch bei diesem System theoretisch nur in einer Achse nachgeführt werden muss. Nachteil ist einerseits der notwendige Einsatz von Gegengewichten und andererseits die erforderliche genaue Ausrichtung der R.A.-Achse, (=Stundenachse) zur Erdachse (Himmelpol). Dafür werden keine komplizierten Steuerungen benötigt, es langt, wenn sich die R.A.-Achse einmal in 23h56' um 360° dreht. Heute übernehmen das Schritt- oder Servomotoren, früher war das ein einfaches Uhrwerk.

Bei der azimutalen Gabelmontierung müssen mindestens zwei Achsen ungleichmässig nachgeführt werden, Azimut (horizontal) und die Höhe. Die Steuerung ist sehr anspruchsvoll, da in beiden Achsen eine ständig variierende Geschwindigkeit nötig ist und die Steuerung IMMER wissen muss, wohin das Teleskop gerade schaut. Da sich aber in diesem Fall das Teleskop parallel zum Horizont und nicht zum Himmelspol dreht, entsteht, abhängig von der Deklination, Aufnahmeformatgrösse und der Belichtungszeit Bildfelddrehung. Dieser Montierungstyp ist deshalb fotografisch nur für kurze Belichtungszeiten mit kleinen Sensoren geeignet.
Umgehen kann man das Problem der Bildfelddrehung durch die Installation eines sogegannten Derotators, eines zusätzlichen Antriebs, welche die Kamera am Teleskop entsprechend dreht. Auch wenn so im Profisektor an den Grossteleskopen gearbeitet wird, so hat sich dieses System, aufgrund des Aufwandes und damit einhergehender möglicher Mängel, im Amateursektor nicht etablieren können.
Eine weitere Möglichkeit, mit der Gabelmontierung lange belichten zu können, ist die Polhöhenwiege. Dabei wird die normal waagerecht stehende Montierung einfach gekippt, die Rotationsachse der Azimutalachse wird durch einen keilförmigen (Winkel=geografische Breite) Untersatz Richtung Himmelspol gekippt. Dabei treten allerdings ungünstige Hebelkräfte in den Gabelarmen auf, besonders wenn man in Ost- oder Westrichtung beobachtet. Desweiteren ist das naturgemäss flach gebaute Azimutallager nicht wirklich dafür dimensioniert, die nun entstehenden Hebelkräfte sicher abzufangen.
Es gibt natürlich noch weitere Montierungstypen, wie die englische Rahmenmontierung, oder eine Abart von ihr, die Hufeisenmontierung. Jene Typen sind aber im Amateursektor unüblich.