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Das REVUE 60/910 von Quelle  -  1963 (Hersteller Kenko / Japan)
- ein Traum von Teleskop  für den Amateur in den 1960/1970er Jahren -




Das Teleskop im Einsatz mit dem Sonnenprojektionsschirm und dem 15mm-Okular als Projektiv.


Blick auf das unvergütete Objektiv mit den Abstandblättchen


Die Transportkiste für das komplette Teleskop, da hat jedes Teil seinen Platz!


dazu muss man wohl nichts sagen ;)

   
allgemeiner Eindruck der Optik

Das 60/910 zeigt, ob seines langen Öffnungsverhältnisses von f/15 ein nahezu farbfehlerfreies Bild. Bei dem Objektiv handelt es sich um ein achromatisches Objektiv nach Frauenhofer mit Luftspalt. Die Linsen sind bei diesem Objektiv nicht vergütet.

Bei meinem Modell ist ein leichter Astigmatismus feststellbar, welcher aber bei meinem Standort im Seeing komplett verschwindet. Sonst bildet das Teleskop sehr schön ab - bei 100x sind, bei hellen Sternen, im Fokus zwei Beugungsringe sauber getrennt sichtbar. Ein Farbfehler ist nicht feststellbar. Aber erst ein Test an der hochstehenden Mondsichel (steht noch aus) wird das endgültig bestätigen müssen.
Die mitgelieferten Okulare vom Kellnertyp sind heutzutage nicht mehr wirklich sinnvoll (ausser für die Sonnenprojektion) - die heute modernen Okularkonstruktionen bieten deutlich mehr scheinbares Feld und einen angenehmeren Augenabstand!  Das 40mm-Okular verursacht einen sehr deutlichen und unschönen Tunnelblick, bei dem 10mm-Okular muss man schon fast in die Linse kriechen um das Feld einzusehen! Aber da das Auszugsrohr ein Abschlussgewinde mit 36mm Durchmesser (Vixen-Gewinde) bietet, können mit passendem (und auch noch erhältlichem) Adapter problemlos moderne 1 1/4"-Okulare genutzt werden, ohne das ein irreversibler Umbau am Teleskop durchgeführt werden muss und dass Vignettierung ensteht
Vergrößerungen von etwa 100x bei Planeten stellen das sinnvole Maximum dar, danach wird das Bild zwar größer, aber auch dunkler und flauer und es werden keine weiteren Details sichtbar.
Bei dem Sucherfernrohr handelt es sich um einen 6x30-Sucher mit achromatischem Objektiv, welcher eine durchaus zufriedenstellende Abbildung bietet und recht präzise, aber stabil mit drei Rändelschrauben justiert werden kann.  Allerdings ist jener zwar recht randscharf, allerdings ist das einsehbare Feld auch recht gering.


mitgeliefertes Zubehör

Mitgeliefert wurden 3 Okulare Kellnertyp (siehe vorangegangene Bermerkungen), ein Okular-Mondfilter (grün), ein Okular-Sonnenfilter (zum Schutze der Augen darf dieser Filter nicht eingesetzt werden!), ein Zenitprisma, ein Umkehrprisma (für Erdbeobachtungen), eine langbauende 2xBarlow und ein Sonnenprojektionsschirm (die einzig sichere Variante mit diesem Teleskop die Sonne zu beobachten, dabei Sucher abgedeckt lassen!!). Und natürlich der, schon erwähnte 6x30-Sucher mit Halterung.


die Montierung und das Stativ

Die dazu gehörende Montierung ist sehr einfach gehalten, ist aber für dieses Teleskop gerade so ausreichend stabil. Das Fokussieren muss mit entsprechender Vorsicht und Geduld erfolgen, aber das lange Öffnungsverhältnis von f15 macht es einfach, den korrekten Fokus zu finden.
Auch wenn es anders scheint, so besitzt die Montierung keine durchführenden Achsen im eigentlichen Sinne. Es werden lediglich über jeweils eine zentrale Schraube das Ober- und Unterteil einer Achse auf Gleitflächem der Achsengehäuse gepresst. Als "Gleithilfe" dienen harzgetränkte Papp-Scheiben. Die Spannmutter am Ende der jeweiligen Schraube wird über eine Inbusschraube und eine passende Vertiefung im Gewinde arretiert. Einerseits ist das "idiotensicher"robust, aber man ist andererseits auf eine Justage ab Werk angewiesen!
Die R.A.-Achse besitzt einen Schneckenradantrieb, die DEC-Achse einen Tangentialverstellung. Leider sind die Schnecken, so wie die Achsen, nicht justierbar. Aber abgesehen von einem gewissen "Totgang" beim Wechseln der Bewegungsrichtung, laufen die Antriebe sehr feinfühlig. Erste Tests nach dem Reinigen und Neuschmieren der Mechanik zeigten, selbst bei einer übertriebenen Vergrößerung von 200x, keine großen Probleme bei der Nachführung :)
Apropos Mechank - was mich entsetzt hat, die verbauten Rändelschrauben scheinen nur aus verchromten Grauguss zu bestehen. Zwei Rändelschrauben waren beim Erwerb des Teleskopes abgebrochen und die Reste steckten im Gewinde. Beim Versuch diese Rest zu entfernen, platzen jene sofort weg,
bzw. zerkrümelten. Auch die verbauten Metallteile am Stativ deuten auf eher minderwertiges Material hin - da rostet so einiges.  Tja, 1963 (etwa Baujahr dieses Modells) war Japan noch ein Billigproduzent.
Apropos Stativ - dabei handelt es sich um ein ausziehbares Holzstativ. Jenes ist erfreulicherweise sehr leicht, aber leider auch recht wackelig. Das Ausziehen der Beine sollte man der Stabilität zu liebe auf ein notwendiges Minimum reduzieren. Ganz ausgezogen schwingt das Stativ schon allein beim Fokussieren sehr extrem.


ein paar Beobachtungseindrücke

Man darf naturgemäß von einem "antiquiertem" 60mm-Teleskop natürlich keine Wunder erwarten und für beeindruckende AHA-Erlebnisse hat man einfach zu oft durch wesentlich größere Teleskope beobachtet - aber ein 60mm-Teleskop in ordentlicher Qualität bietet dennoch einiges Potential - und nicht zu letzt ist natürlich eine gewisse Sentimentalität im Spiel - man ist schließlich mit dem 63/840-Telementor aus dem Schul- und AG-Unterricht groß geworden ;) Und, das gute Stück ist fertig aufgebaut innerhalb von einer Minute auf den Balkon getragen - dafür ist es auch gedacht, spontanes Beobachten hellerer Objekte aus der Stadt herraus. Allerdinge setze ich nicht die originalen Okulare, sondern meine wesentlich ergonomischeren 9mm-Nagler und 18mm-Panoptikokulare samt einem 1 1/4"-Zenitspiegel ein.

- M27 (Hantelnebel)
bei etwa 50x Vergrößerung zeigt sich der Nebel als eindeutige Aufhellung im Okular. Wenn man sich eine Weile darauf konzentriert, wird beim indirektem Sehen die Hantelform ansatzweise erkennbar. Ein UHC-Filter dunkelt zwar den urban aufgehellten Hintergrund deutlich ab, lässt aber auch vom eigentlichem Nebel nicht allzuviel übrig. Erwartungsgemäß bringen Nebelfilter bei so kleinen Öffnungen wenig.

- M57 (Ringnebel)
bei etwa 50facher Vergrößerung ist der kleine Geselle als schwacher und eindeutig begrenzter kleiner Fleck im Okular zu identifizieren. Bei Nutzung eines UHC-Filters erscheint der Himmelshintergrund und die Umgebungssterne deutlich abgedunkelt, so dass das kleine Fleckchen durchaus etwas an Prominenz im Okular gewinnt. Die Ringform als solches ist aber nicht wirklich zu erkennen.

- Saturn
Jener stand zum Erwerbszeitpunkt recht tief über dem Horizont. Dennoch bot sich ein schöner Anblick bei 100x mit dem 9mm-Naglerokular. Die Planetenkugel zeigte ansatzweise Schattierungen, während in den "Ohren" des Ringes die Cassiniteilung momentweise zu erahnen war.

- Mond
Der Mond bietet zu jeder Zeit (außer Neumond natürlich) einen beeindruckenden Anblick. Je nach Phase sind Krater, Täler und Dome gut sichtbar. Allerdings zeigt sich gerade beim  Beobachten des Mondes die doch etwas schwache Montierung. Da man, im Gegensatz zu kleinen Objekten, auch in Deklination öfters korrigiert um die Mondoberfläche "abzufahren" zeigt sich doch dabei ein deutliches Zittern des Bildes, welches etwa 4-5sec anhält.
Aufgrund des wackligen Statives, welches man nicht ausgezogen nutzen sollte, ist gerade bei zenitnaher Beobachtubg ein unergonomisches Kriechen am Boden erforderlich, um in das Okular blicken zu können.


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